02.,4.2021
Erschienen in den Westfälischen Nachrichten
 

 

 
+++ NEW+++ Vierbeiner unterstützt Zweibeiner +++NEW+++
von Reinhild Lückener
Erschienen im Colliejournal 4/2018
 
 
 
 

 
Deckzeitbestimmung anhand des Progesteronwertes

Die Entscheidung für die Traumverpaarung ist gefallen, der Züchter hat das Einverständnis vom Deckrüdenhalter erhalten und wartet voller Spannung auf die Läufigkeit seiner Hündin. Endlich ist der Tag X da, die Hündin beginnt nach langem Warten mit der Läufigkeit. Neben allem Wissen rund um das natürliche Verhalten unserer Hunde ist die wichtigste Information die Antwort auf die Frage: Wann ist der optimalste Zeitpunkt einer Bedeckung, sodass eine Befruchtung der Eizellen stattfinden kann.
Die Kontrolle der Läufigkeit zur Bestimmung des optimalen Deckzeitpunktes anhand der Bestimmung des Progesteronwertes erhöht die Chance einer erfolgreichen Bedeckung . Lebt der Rüde zudem nicht im eigenen Haushalt und steht er womöglich sogar weit entfernt von der zu deckenden Hündin, kann dadurch zudem die Anreise und der Aufenthalt besser geplant werden.
Bei der Bestimmung des Progesteronspiegels wird der MOMENT DER OVULATION ermittelt, dieser liegt je nach Hündin und Analyselabor bei einem Wert zwischen 4 und 9 ng/ml.
Achtung: Progesteronwerte unterschiedlicher Labore sind nicht vergleichbar, da diese häufig verschieden auszählen!
Dazu muss man ebenso wissen, dass, anders als beispielsweise beim Menschen oder Pferd, das Ei bei der Hündin nach der Ovulation erst noch 2 Tage reifen muss. Theoretisch muss man also nach der Ovulation 48 Std. warten bis die Hündin gedeckt werden kann.

Aufgrund der Überlebensfähigkeit gesunder, vitaler Spermien können allerdings auch Paarungen am Tag der Ovulation und des darauf folgenden Tages von Erfolg gekrönt sein. 

Um aussagekräftige Ergebnisse erzielen, also den Zeitpunkt der Ovulation sicher treffen zu können, sollte man mit der ersten Messung (Blutentnahme) früh genug beginnen, ca. 6. bis 7. Tag nach dem Tag der ersten Blutung. Ist der Progesteronwert noch recht gering, können die Intervalle zur Blutentnahme noch zwischen 3 und 4 Tagen liegen. Je höher der Wert ist, und  je näher man also dem Zeitpunkt der Ovulation kommt, desto öfter/zeitnaher muss getestet werden, da  ja, wie zuvor beschrieben, der Moment der Ovulation ermittelt werden soll. Verpasst man diesen, hat das ganze vorhergegangene Testen somit wenig Sinn und Aussagekraft bzgl. des OPTIMALEN Deckzeitpunktes, ebenso, wenn der erste Test erst nach erfolgtem Eisprung stattfindet.
Wird die Blutprobe in ein Labor geschickt, lassen wir hier erst abends, kurz vor Abholung der Probe durch den Kurier, das Blut entnehmen, damit der Blutwert zeitnah zwischen Abnahme und Auswertung liegt und wir somit einen recht aktuellen Wert am darauf folgenden Tag erhalten. Ebenfalls wichtig hierbei ist es zu wissen, dass der Wert immer nur ansteigt, er unterliegt keinen Schwankungen nach unten! Allerdings steigt er unregelmäßig an, daher ist der gemessene Wert immer nur eine Momentaufnahme, der Test kann nicht in die Zukunft blicken, da der Progesteronwert NICHT gleichmäßig ansteigt. Nach der erfolgten Ovulation schnellt der Wert direkt RASANT in die Höhe, der Progesteronspiegel auf der Höhe der Fruchtbarkeit ist allerdings von Hündin zu Hündin variabel. In dieser Phase kann die Progesteronkonzentration im Blut bei einigen Hündinnen 15ng/ml betragen, bei anderen sind Werte von über 40 ng/ml gemessen worden! Daher ist es so wichtig, bei der Bestimmung des optimalen Deckzeitpunktes DEN ZEITPUNKT DER OVULATION anhand des Progesteronwertes zu ermitteln und die Hündin zwischen 1 und 3 Tage danach decken zu lassen!
 
Grafik mit freundlicher Genehmigung K. Blendinger
 
  
 
Erschienen im Colliejournal Juni 2019
 
Ich bin alleiniger Verfasser des Artikels unter Verwendung der Grafik von Doktor Karl Blendinger.
 
Weitere Quellen:
Fortpflanzung des Hundes - Royal Canin
Praktikum der Hundeklinik 12. Auflage - Barbara Kohn & Günter Schwarz 
sowie Recherchegesprächen mit verschiedenen Tierärzten: Dr. Carola Möhrke (Dortmund) und Dr. Eva Cordes (Greven)
 
Verwendung nur mit vorheriger, schriftlicher Genehmingung durch uns!
 
 

Meine Gedanken zur Rotlichtlampe und Wämeplatten

Irgendwie war sie schon immer da: Die  Rotlichtlampe über der Wurfkiste und deshalb nimmt man sie wohl immer  weiter.  Dieses Relikt aus Zeiten, in denen Hundewelpen noch in unbeheizten Räumen/ Ställen/ Zwingeranlagen aufgezogen wurden,  wird auch heute noch unsinnigerweise empfohlen und so kommt sie immer wieder auf's Neue bei der Welpenaufzucht zum Einsatz.

Aber ist diese künstliche Nestwärme wirklich nötig oder ist sie sogar schädlich?

Nun, das erste Argument gegen diese Wärme ist: Die Welpen trocknen zu sehr aus.

Aber auch andere, sehr wichtige Argumente, sprechen gegen eine  künstlich erzeugte Nestwärme.

Denn durch eine über der Wurfkiste hängende Rotlichtlampe oder Wärmeplatte wird eine gleichmäßige Wärme erzeugt und verhindert deshalb auch  jene natürlichen Herausforderungen des heranwachsenden Organismus, die körpereigenen Thermoregulatoren nach und nach zu entfalten. Also, der Organismus wird daran gehindert, selbständig Wärme zu entwickeln und zu regulieren. Auch wer einmal Bilder einer vor sich hin hechelnden Mutterhündin sieht, die trotz dieser für sie als Quälerei empfundene Hitze das Wurflager aus verständlichen Gründen nicht verlässt, wird schon deshalb eine solche Zusatzwärme bei der Welpenaufzucht ablehnen.

Eine  künstliche Wärmequelle kann aber die natürliche Nestwärme in ihrer sozialen Wirkung (Kontaktliegen) durch die Wurfgeschwister oder durch die angemessene, genau differenzierte Wärme der Mutterhündin auf keinen Fall ersetzen. Auch die Suche in der Wurfkiste nach Wärme, sei es in Richtung Wurfgeschwistern oder Mutterhündin und den daraus resultierenden „Frühstress“, lernen Welpen unter diesen Aufzuchtbedingungen nicht kennen. Stress und eine darauf hin folgende Reaktion sind aber wichtig, um  auch im späteren Leben auf die verschiedensten Herausforderungen aktiv mit der richtigen Handlung zu reagieren. Diese lebensnotwendigen Mechanismen gilt es frühzeitig zu fördern!  Dafür sind  Geruch- sowie Tastsinn bei Welpen in diesem Alter schon vorhanden und können, nein, müssen entwicklungsgemäß den Aufgaben entsprechend  eingesetzt werden.

Noch blind und taub können Welpen solche enormen Anstrengungen und Aufgaben bewältigen. Der Natur sei Dank! Also, nicht hindern, sondern diese Entwicklung durch natürliche Aufzuchtbedingungen fördern.

 Dies  sollte die vorrangige Aufgabe eines Züchters sein!

Werden Welpen unter künstlicher Wärmequelle dann auch noch zusätzlich mit bequem zu erreichender künstlicher Nahrung ernährt, wächst und gedeiht ein solcher Wurf natürlich wunderbar. Denn die fehlenden Anstrengungen bei der  Nahrungsaufnahme/ Wärmeerzeugnis,  führen natürlich zu einer Energieeinsparung, die dann ohne Schwierigkeiten vom Organismus in schnelleres Wachstum umsetzt werden kann. Und der Züchter fühlt sich in seinem Handeln doch nur bestätigt!

Erstrebenswert ist eine solche Aufzucht aber in vieler Hinsicht nicht!

Vielmehr entstehen durch diese und andere Formen menschlicher Überbehütung Einschränkungen in der Fähigkeit des Organismus, sich auf die unterschiedlichsten Anforderungen des Lebens angepasst einstellen zu können. Dies hat vor allem für die gemeinsame Entwicklung des Körpers und seiner Sinne und damit auch für das Lernen und Verhalten weit reichende Bedeutung. Durch eigenes Tun etwas zu bewirken fördert immer wieder neu den Antrieb zur positiven Lebensbewältigung  (Berlowitz , Weidt)

Fazit:  Durch Anstrengung zum Erfolg, dieses für die weitere Wesensentwicklung so wichtige Erfolgserlebnis lernen  Welpen unter und mit Kunstwärme/ zu frühe Zusatzernährung nicht kennen. Werden schon vorgeburtlich (das wissen wir heute über den neuen Wissenschaftszweig der Epigenetik) die Weichen für eine spätere Belastbarkeit im Leben eines Hundes gelegt, so sind die ersten Lebensphasen eines Hundes ausschlaggebend für seine spätere Entwicklung! Viele so genannte „Wesensmängel“ bei Hunden resultieren aus falsch verstandener Fürsorge  des Züchters, weil er seine instinktsichere Hündin bei der natürlichen Pflege seines Nachwuchses behindert.

Wir haben hier eine Rotlichtlampe für Notfälle, falls ein Wurf mutterlos aufgezogen werden muss oder um Welpen zu separieren, die in einer momentanen Notfallsituation per Hand aufgezogen werden müssen.

Ansonsten ist der Züchter ist gut beraten, wenn er seiner Hündin Vertrauen entgegen bringt,

Denn: Eine instinksichere Hündin weiß es besser als wir und nur solche Hündinnen sollten in der Zucht eingesetzt werden!